Abszess am Hoden

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Abszess am Hoden ist eine Eiteransammlung in einer Körperhöhle im oder am Hodensack, welche meist mit starken Schmerzen und Druckempfindlichkeit einhergeht. Ein solches Furunkel ist bei frühzeitiger Diagnose relativ unbedenklich und kann operativ entfernt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Abszess am Hoden?

Unter einem Hodenabszess wird eine umkapselte Eiteransammlung im Bereich des Hodensacks verstanden. Ein Abszess am Hoden tritt in Folge einer Verletzung des Hodens auf. Genauer durch die sogenannten Staphylokokken, eine Bakterienart, die sich im Magen-Darm-Trakt ansiedelt und in kleinste Risse eindringt, und dort zu Infektionen und der Bildung von Eiterkapseln führt. Verlauf und Prognose eines Hodenabszesses hängen von der Größe und Lokalität der Wucherung ab. Die vorbeugenden Maßnahmen beschränken sich auf allgemeine Vorsichtsmaßnahmen und regelmäßige Routineuntersuchungen. Vor allem ältere Männer sollten aufgrund des steigenden Risikos eines Hodenabszesses auf die Signale des Körpers achten und bei ersten Anzeichen eines Abszesses einen Arzt zur Abklärung absuchen.

Ursachen

  Ein Abszess am Hoden kann verschiedenste Ursachen haben. Zumeist verursachen kleinste Verletzungen der Hautoberfläche Entzündungen, die sich durch das Eindringen von bakteriellen Erregern zu einem Abszess ausbilden. Im Bereich des Hodens handelt es sich bei dem Erreger zumeist um die sogenannten Staphylokokken, welche sich im Bereich des Damms bilden. Von dort aus gelangen die bakteriellen Erreger in kleinste Hautrisse am Hodensack und setzen sich dort fest. Bestehende Erkrankungen und die Konstitution des Patienten können die Bildung eines Abszesses zusätzlich beschleunigen.

Wann zum Arzt?

Bei Pickeln und Hautunreinheiten am Hoden, die sich nach einer Intimrasur oder der Nutzung von Körperpflegeprodukten einstellen, muss im Normalfall kein Arzt aufgesucht werden. In den kommenden Tagen kommt es zu einer Rückbildung und damit zur vollständigen Linderung der Symptome. Dennoch empfiehlt es sich, die Rasiertechnik zu verändern und eine Umstellung der kosmetischen Artikel in Erwägung zu ziehen. Nehmen die Gewebeveränderungen der Haut zu oder sind sie nach einigen Tagen unvermindert vorhanden, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Treten Schmerzen im Hoden auf oder werden ein Juckreiz sowie ein unangenehmes Körpergefühl wahrgenommen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Kommt es zu Beeinträchtigungen bei sexuellen Aktivitäten oder setzen emotionale Probleme ein, ist ein Arztbesuch notwendig. Scham, Angst oder eine Minderung des Selbstwertgefühls sind mit einem Arzt zu besprechen.

Bei Fieber oder einem Verlust von Flüssigkeiten aus dem Abszess, muss ein Arzt aufgesucht werden. Wird eine Eiterbildung bemerkt, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Da das Risiko weiterer Erkrankungen besteht, sind Behandlungsmaßnahmen erforderlich. In schweren Fällen droht eine Blutvergiftung, die einen tödlichen Verlauf haben kann. Ein Ziehen im Hoden, Spannungsgefühle oder Druckbeschwerden sollten ärztlich abgeklärt und medizinisch versorgt werden. Bei einer Ausbreitung der Beschwerden in den Unterleib oder in die Bauchregion müssen medizinische Untersuchungen eingeleitet werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Abszess am Hoden:

Die Symptome, die mit einem Abszess am Hoden einhergehen, sind vielgestaltig. Betroffene Patienten verspüren meist zunächst einen leichten Druckschmerz im Bereich des Hodensacks, oft kann eine sichtbare Entzündung beobachtet werden. Die betroffene Stelle zeigt sich gerötet und auffällig geschwollen und verursacht bei Berührung mitunter starke Schmerzen. Die Eiteransammlung verursacht eine gesteigerte Empfindlichkeit und ein starkes Ziehen im Hoden.

Die Schmerzen, welche bereits im frühen Stadium der Erkrankung sehr intensiv sein können, gehen eindeutig vom Hoden aus und strahlen häufig bis zum Unterbauch und/oder Gesäß aus. Eine Berührung der Entzündung wird aufgrund der enormen Schmerzen als äußerst unangenehm empfunden. Im weiteren Verlauf verstärken sich diese Symptome: Rötung und Schwellung nehmen zu, die Schmerzen intensivieren sich und es bildet sich eine sichtbare weiß-gelbliche Eiterbeule im oder am Hoden. Auffällig große Abszesse bedingen eine ausgeprägte Allgemeinsymptomatik wie Fieber, Abgeschlagenheit und Kopf- und Gliederschmerzen.

Wird der Abszess zeitnah operativ behandelt, ist die Prognose im Allgemeinen positiv und es ist eine vollständige Abheilung zu erwarten. Bleiben allerdings Reste der Bindegewebskapsel bestehen, welche den Abszess umgibt, können sich immer neue Abszesse bilden. Der Verlauf hängt in einem solchen Fall davon ab, wie schnell dies bemerkt wird und ob der Abszess sich eventuell bereits ausgebreitet hat. Wird ein Abszess am Hoden unzureichend oder zu spät behandelt, muss unter Umständen der Hodensack entfernt werden.

Diagnose

Die Diagnose eines Abszesses am Hoden kann meist von den Patienten selbst gestellt werden. Zur genauen Abklärung muss jedoch ein Arzt hinzugezogen werden. Der Facharzt führt zunächst ein umfangreiches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) und kann im Zuge dessen die typischen Anzeichen eines Abszesses diagnostizieren. Zu den üblichen Symptomen zählen neben einer Rötung der Hautoberfläche, welche meist mit einer auffälligen Überwärmung des Hodens einhergeht, mitunter auch starke Schmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit.

Die abschließende Diagnose kann durch eine körperliche Untersuchung gestellt werden. Hierbei wird der Hodensack zunächst inspiziert und abgetastet, vorwiegend an den Stellen, die von dem Patienten als schmerz- und druckempfindlich empfunden werden. Da ein tiefliegender Abszess äußerlich nicht sichtbar ist, wird ergänzend eine Ultraschalluntersuchung angewandt. Kann die Diagnose dann noch nicht abschließend gestellt werden, wird eine MRT durchgeführt, einhergehend mit einer Blutuntersuchung, welche durch das Blutbild einen eindeutigen Indikator für eine vorliegende Erkrankung liefert. Eine erhöhte Anzahl an Leukozyten und eine erhöhte Menge des C-reaktiven Proteins weisen auf entzündliche Prozesse hin. Weitere Untersuchungen dienen dazu, ein genaues Bild von dem Abszess am Hoden zu erhalten.

Komplikationen

Ein Abszess am Hoden ist ein Krankheitsbild, das viele verschiedene und ernsthafte Komplikationen hervorrufen kann. Somit gilt: Wer erste Anzeichen eines Abszesses erkennt, der sollte einen Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank schieben. Nur wer sich frühzeitig in ärztliche und medikamentöse Behandlung begibt, der wird eine schnelle und baldige Genesung feststellen können. Wer jedoch auf eine solche Behandlung von Anfang an verzichtet, der geht ein großes Risiko ein und der muss mit diversen Komplikationen rechnen. Bleibt ein Abszess also ohne eine solche Behandlung, der wird innerhalb kurzer Zeit eine erhebliche Vergrößerung des Abszesses feststellen können.

Es sterben weitere Hautzellen ab, sodass weitere Hautregionen von dem Abszess betroffen werden. Unter Umständen kann sich im Inneres des Abszesses ein Druck aufbauen, sodass die darin befindliche Eiterflüssigkeit nicht richtig abfließen kann. Nicht selten gelangen somit verschiedenste Bakterien und Viren in den Blutkreislauf, sodass eine Blutvergiftung entsteht. Ein Besuch beim Arzt ist bei einem solchen Fall unausweichlich, da ansonsten akute Lebensgefahr droht. Außerdem kann es auch im späteren Heilungsverlauf zu diversen Komplikationen kommen. Wurde der Abszess entfernt, so liegt eine offene Wunde vor. Hygiene sollte daher an erster Stelle stehen. Wird dieser Punkt vernachlässigt, so besteht die Gefahr einer wiederholten Entzündung samt Eiterbildung. was wiederum Arbeitslosigkeit und mitunter sozialen Rückzug zur Folge hat.

Behandlung und Therapie

Ein Abszess am Hoden muss in den meisten Fällen operativ entfernt werden. Der Eingriff findet meist unter Vollnarkose statt und beschränkt sich darauf, den Abszess zu öffnen und den Eiter kontrolliert abfließen zu lassen. Eine lokale Narkose ist bei kleinen Wucherungen und leichten Entzündungen, die sich nicht direkt am Hoden befinden, möglich. In beiden Fällen wird der Abszess offen behandelt und muss dementsprechend regelmäßig desinfiziert werden.

Je nach Intensität der Wunde kann zusätzlich eine Drainage angewendet werden, welche die Wundflüssigkeit ableitet. In den ersten Tagen nach der Operation muss der Verband täglich gewechselt werden. Dies kann entweder vom Patienten selbst oder vom Hausarzt erledigt werden, abhängig von Lage und Ausmaß des Abszesses, der Konstitution des Patienten und etwaiger Vorerkrankungen. Um zu verhindern, dass Darmbakterien in die offene Wunde gelangen, werden spezielle Verbände verwendet, welche im Genesungszeitraum täglich gewechselt werden müssen.

Da es sich bei einem Abszess in aller Regel um eine bakterielle Vireninfektion handelt, wird begleitend zur Operation eine Behandlung mit Antibiotika eingeleitet. Dadurch soll verhindert werden, dass im Genesungsprozess weitere Infektionen im Bereich der Wunde entstehen. Die Behandlung mit Arzneimitteln ist also nur als Begleitmaßnahme sinnvoll; der Eiterherd selbst, speziell die Bindegewebeskapsel, kann von einem Antibiotikum nicht durchdrungen werden.


Vorbeugung

Einem Abszess am Hoden kann nur bedingt vorgebeugt werden. Allgemeine Maßnahmen wie gründliche Körperpflege im Intimbereich und das Tragen hautschonender Unterwäsche helfen dabei, bakterielle Infektionen zu unterbinden. Eine ballaststoffreiche Ernährung verhindert Verdauungsprobleme und damit eine Ausbreitung der verantwortlichen Bakterienart Staphylococcus aureus. Zuletzt kann es helfen, den Intimbereich mit sanften Lotionen zu behandeln – Intimsprays und Deodorants sollten möglichst gemieden werden, speziell dann, wenn der Hodensack bereits entzündet ist. Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lässt sich schwerwiegenden Symptomen wie Schmerzen und bisweilen unerträglichen Druckgefühlen im Bereich des betroffenen Hodens vorbeugen.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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