Akutes Leberversagen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Akutes Leberversagen kann lebensbedrohlich sein. Bei der Leber handelt es sich um ein besonders wichtiges Organ, das erheblich in den Stoffwechsel eingreift und den Körper von Toxinen entgiftet. Bei Erkrankungen der Leber drohen akute Beschwerden, die lebensbedrohlich werden können. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene schon bei einem leisen Verdacht ärztliche Hilfe aufsuchen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist akutes Leberversagen?

Ein akutes Leberversagen ist lebensbedrohlich. Anzeichen wie Gelbsucht, Augenzucken und Konzentrationsschwierigkeiten sollten ernst genommen werden. Ein Arzt muss dann dringend aufgesucht werden.

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Menschen und wiegt etwa 1,5 Kilo. Dabei produziert sie jeden Tag 1,5 Liter Gallenflüssigkeit, greift in die Herstellung von Eiweißen, den Hormonaushalt sowie ins Immunsystem ein. Aufgenommene Nährstoffe werden über die Leber umgebaut und verwertet. Das gilt ebenfalls für Alkohol und Medikamente. Bei Leberversagen ist es der Leber nicht mehr möglich, einwandfrei zu arbeiten.

Schritt für Schritt kommt es zu einem Versagen der Funktionen. Durch verschiedene Einflüsse werden die Zellen des Organs geschädigt. Bei einem Leberversagen ist der Zellverfall bereits sehr weit fortgeschritten. In akuten Fällen tritt das Leberversagen ohne längere vorherige Erkrankungen ein.

Ursachen

Ein akutes Leberversagen bedeutet, dass der Krankheit keine chronischen Bedingungen zugrunde liegen. Stattdessen finden sich die Ursachen in Viren und Toxinen wider. Häufig stecken Infektionen hinter den Beschwerden. So sind Hepatitis A, B, D und E potentielle Verdächtige. Diese lösen eine akute Leberentzündung aus, in deren Folge die Funktion der Leber rapide abnimmt. Auch bestimmte Herpesviren können an den Beschwerden schuld sein.

Da die Leber auch Medikamente und Toxine abbaut, kommen diese als Ursachen für das Versagen in Frage. Besonders häufig wurden Vergiftungen mit Paracetamol, Pilzen, Tuberculosemedikamenten und Ecstasy diagnositiziert. Ausschlaggebend ist dabei in den meisten Fällen die Menge des konsumierten Stoffes. So muss die Einnahme von Paracetamol nicht zwangsläufig zum akuten Leberversagen führen. Erst bei einer Überdosierung ist es möglich, dass sie sich in einem hohen Maß negativ auf das Organ auswirkt. Seltener lässt sich die erblich bedingte Krankheit Morbus Wilson für die Leberentzündung verantwortlich machen. Auch im Rahmen einer Schwangerschaft ist die Erkrankung möglich.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des akuten Leberversagens:

Ein Leberversagen kann sehr oft bereits äußerlich erkannt werden. So verfärben sich der weiße Anteil des Auges sowie die Schleimhäute gelb bei Betroffenen. Mediziner sprechen von Gelbsucht. Weitere Symptome finden sich bei dem psychischen Zustand von Patienten. Oft treten Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, aber auch das Flattern der Augenlider auf.

Das Gewebe reißt schneller ein, was sich in leichten Blutungen unterhalb der Haut äußert. Grundlage dieser Problematik ist eine Gerinnungsstörung. Betroffene verspüren vermehrt den Geschmack roher Leber, die Atmung verschnellert sich. Bei Leberversagen handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, die zum Tod des Patienten führen kann.

Diagnose

Bei der Diagnose steht zunächst ein ausführliches Gespräch im Mittelpunkt. Insbesondere wenn keine vorherigen Krankheiten bekannt sind, die zum Leberversagen geführt haben könnten, zeigt der Arzt zunehmend Interesse am Lebensstil des Patienten. Hier ist es wichtig, Medikamente, Alkoholkonsum und eventuell zuvor erfolgte Reisen zu erwähnen. Bei dem Verdacht akutes Leberversagen wird die Leber abgetastet, um Vergrößerungen oder Verkleinerungen festzustellen. Anschließend hilft eine Laboruntersuchung des Blutes weiter, um den Verdacht zu erhärten. Neben der Diagnose sollte ebenfalls die Ursache ermittelt werden. Hierfür wird beispielsweise eine Gewebeprobe der Leber entnommen.

Komplikationen

Ein akutes Versagen der Leber ist in jedem Fall ein bedenklicher Zustand. Durch die Funktionseinschränkung der Leber kommt es zu unterschiedlichen Komplikationen. Die Leber ist verantwortlich für die Produktion von Gerinnungsfaktoren. Bei einem akuten Leberversagen kann sie diese Aufgabe nur noch unzureichend oder gar nicht mehr erfüllen. Schon kleinste Schnitte können für den Patienten in diesem Zustand eine große Gefahr darstellen, da ohne Gerinnungsfaktoren das Blut sehr dünn ist. Eine Komplikation sind demnach unstillbare Blutungen. Da die Leber auch für den Stoffwechsel sehr wichtig ist, können bei einem Versagen dieses Organs massive Stoffwechselentgleisungen auftreten. In einem fortgeschrittenen Stadion des Leberversagens entwickeln viele Patienten einen sehr niedrigen Blutdruck. Die Atmung flacht immer mehr ab.

Eine sehr schwerwiegende Komplikation ist die hepatische Enzephalopathie. Eine hepatische Enzephalopathie ist eine durch die Lebereinschränkung ausgelöste Funktionseinbuße im zentralen Nervensystem. Sie kann zu einem Hirnödem führen. Diese Wasseransammlung im Gehirn kann zu bleibenden Schäden oder sogar zum Hirntod führen. Kann der Patient nicht rechtzeitig adäquat behandelt werden ist es möglich, dass er in ein sogenanntes hepatisches Koma verfällt.

Weitere Komplikationen können sich aus der Behandlung der Erkrankung ergeben. Wenn es möglich ist, sollte die Behandlung eines akuten Leberversagens durch die Erholung der Leber erfolgen. Transplantationen von Organen führen zu vielen weiteren Komplikationen wie Bluthochdruck, Niereninsuffizienz, Abstoßungsreaktionen, Kreislaufschocks oder Tumoren.

Behandlung und Therapie

Der wichtigste Schritt der Therapie ist zunächst der Zeitpunkt, an dem sie einsetzt. Je später sie erfolgt, desto schlechter ist die Prognose. Einmal geschädigtes Gewebe der Leber kann nicht wieder regeneriert werden. Deshalb ist es wichtig, so schnell wie möglich die Behandlung einzusetzen. Diese richtet sich zunächst nach der Ursache, welche die Krankheit ausgelöst hat. Deshalb ist nicht nur die Diagnose akutes Leberversagen wichtig, sondern ebenfalls die Identifikation des genauen Faktors, der an den Beschwerden schuld ist.

Wurde dieser korrekt diagnostiziert, richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einer Vergiftung durch Medikamente oder ähnliche Stoffe wenden Ärzte unverzügliche eine Magenspülung an und verabreichen ein Gegenmittel. Neben der zusätzlichen Verabreichung von Antibiotika sollten alle Medikamente abgesetzt werden, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind. Üblich ist auch die Gabe von Medikamenten, die gegen Entzündungen wirken. Hat ein Virus, wie Hepatitis oder Herpes die Krankheit ausgelöst, erfolgt eine Behandlung durch antivirale Mittel. Dieses muss sofort nach der Diagnose verabreicht werden.

Neben der Behandlung der genauen Ursache besteht die Therapie zudem aus der Linderung zusätzlich aufgetretender Beschwerden. So werden schlechte Blutwerte so gut wie möglich korrigiert, Hirndruck und Ammoniak-Zusammensetzung im Darm werden medikamentös reduziert. In besonders schwerwiegenden Fällen führt ein akutes Leberversagen zu einer Transplantation. Diese wird dann erwägt, wenn der Arzt ausschließen kann, dass das Organ nach Überwindung der Krankheit dazu in der Lage sein wird, seiner Funktion weiter nachzugehen.


Vorbeugung

Akutes Leberversagen lässt sich durch bestimmte Maßnahmen gut vorbeugen. So sollte auf einen ausreichenden Impfschutz (insbesondere Hepatitis) geachtet werden. Dies gilt vor allem bei Reisen ins Ausland. Zudem ist es wichtig, dass der Alkoholkonsum dauerhaft auf einem geringen Level gehalten wird. Dies ist ebenfalls für die Aufnahme von Fett und Zucker wichtig.

Selbst gesammelte Pilze sollten lieber nicht verzehrt und beim Geschlechtsverkehr zu Kondomen gegriffen werden. Ist die Einnahme von Medikamenten notwendig, kann es ausschlaggebend sein, die mit dem Arzt besprochene oder die angegebene Dosis nicht zu überschreiten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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