Appetitlosigkeit beim Kind

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nicht selten kommt eine Appetitlosigkeit beim Kind vor. Meist verbirgt sich hinter der Appetitlosigkeit (Anorexie oder Inappetenz) keine ernsthafte Krankheit. Kurze Phasen mit leichten Infekten genügen, um die Lust auf Essen für einen überschaubaren Zeitraum einzugrenzen. Alarmierende Signale wie langfristiger Verzicht auf Nahrung oder starker Gewichtsverlust deuten auf ein größeres Problem hin.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Appetitlosigkeit beim Kind?

In der Regel hält eine Appetitlosigkeit beim Kind nicht lange an. Kommt es jedoch zu einem starken Gewichtsverlust, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Appetitlosigkeit bezeichnet in der Regel den Verzicht auf Nahrungsmittel aufgrund eines fehlenden Hungergefühls. Betroffene haben ausgedehnte Essenspausen und neigen allgemein zu einem deutlich reduzierten Konsum von Lebensmitteln. Zu unterscheiden ist zwischen dem akut auftretenden und sich einschleichenden Mangel an Appetit. Abruptes Auftreten von Anorexie steht meist konkret mit einem körperlichen Auslöser in Verbindung. Klagen über Bauchschmerzen, Unwohlsein oder Abgeschlagenheit sind ein deutliches Zeichen dafür. Die ersten Zähne bei Kleinkindern können zu einem kurzfristigen Abfall der Ernährungsgewohnheiten führen.

Manchmal geht mit der Appetitlosigkeit ein rasanter Gewichtsverlust einher. Extreme Diäten und intensive Beschäftigung mit dem Energiebrennwert sind auffällige Symptome, die auf eine gefährliche Essstörung hinweisen können. Depressionen, eingeengter Kontakt zum persönlichen Umfeld, Hautschädigungen und deutliches Untergewicht sind zudem Signale einer länger anhaltenden Fehlernährung. Bei Kindern kann es zudem zu Wachstumsstörungen kommen. Generelle Schwäche und Rückbildung der Muskulatur, Konzentrationsfähigkeit und Knochensubstanz treten bei lang andauerndem Energie- und Nährstoffmangel auf.

Ursachen

Abhängig vom Entwicklungsstadium und Alter gibt es verschiedene Ursachen für ein reduziertes Essbedürfnis bei Kindern. Häufig sind einfache Erkältungen oder harmlose Infekte im Verdauungstrakt verantwortlich. Eine unausgewogene Ernährung mit zu vielen zuckerhaltigen Zwischenmahlzeiten führt zu einem gezügelten Essverhalten während den Hauptessenszeiten. Mit Einsetzen der Pubertät treten immer mehr psychische, soziale Komponenten und der Wunsch nach einer schlanken Figur verstärkt in den Vordergrund.

Eine entwickelte Abneigung gegenüber Essen zusammen mit Erbrechen weist auf die lebensbedrohliche Anorexia nervosa (Magersucht) hin. Überraschend auftretende Appetitlosigkeit kündigt dagegen meist eine körperliche Auseinandersetzung gegen Bakterien oder Viren an. Verstopfungen und Durchfall, Übelkeit, aber auch Allergien (Laktoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit) bis hin zum Reizdarm wirken sich negativ auf die Bereitschaft zur Nahrungsaufnahme aus. Dies gilt ebenso für einen ungesunden Biorhythmus ohne Rücksichtnahme auf ausreichende und pünktliche Schlafgelegenheiten.

Des Weiteren ist an eine mögliche Entzündung des Gebisses oder der Mundhöhle zu denken. Noch sehr junge Kinder neigen außerdem dazu, unbekannte Gegenstände in den Mund zu nehmen oder zu verschlucken. Vergiftungen durch Kontakt mit unverträglichen Chemikalien oder Reizstoffen beeinträchtigen ebenfalls das Hungergefühl. Auch verdorbene Lebensmittel und Infiltration durch parasitäre Organismen gehören zu den potentiellen Verursachern. Fehlt die passende Erziehung für feste Zeiten zur Einnahme von Mahlzeiten, muss fehlender Appetit nicht zwangsläufig krankhaft bedingt sein. Der heimliche Griff zu Süßigkeiten und Snacks kann ohne elterliche Kontrolle völlig unbemerkt erfolgen und vorab stark sättigen.

Krankheiten

  • Wachstumsstörungen
  • Nährstoffmangel

Diagnose und Verlauf

Liegt die Ursache in psychischen Konflikten begründet, kann eine Therapie bei einem Psychotherapeuten angebracht sein. Liebeskummer und familiäre Probleme führen oft zu Depressionen und Angststörungen mit eingeschränkter Nahrungsaufnahme. Gewöhnliche Infekte müssen der schwere nach von einem geeigneten Facharzt behandelt werden. Stellt sich nach Abklingen der Hauptkrankheit kein Hungergefühl ein, sind weitere Therapieschritte notwendig. Wegen der vielfältigen Gründe von mangelndem Appetit, stehen eine ganze Reihe von Diagnoseverfahren zum Ausschluss spezifischer Krankheiten zur Auswahl.

Ein ausführliches Gespräch mit dem zuständigen Arzt klärt Dauer und Intensität des Gewichtsverlustes. Fragen zum privaten Umfeld und beruflichen oder schulischen Situationen sind aufgrund deren Relevanz für psychische Einflüsse zu erwarten. Abhängig von auftretenden Begleitsymptomen, Zeitpunkt und schwere der Auswirkungen auf die Lebensqualität grenzt der Mediziner das Feld der in Frage kommenden Gründe ein. Eine Überweisung zu einem Spezialisten, der über mehr Möglichkeiten als ein gewöhnlicher Hausarzt verfügt, ist bei unklarer Lage nicht unüblich. Nach Untersuchung auf Infektionen, Problemen im Hormonhaushalt und neurodegenerativen Erkrankungen richten sich therapeutische Maßnahmen auch gezielt gegen Zwangsstörungen.

Behandlung und Therapie

Neben der psychischen Betreuung kann auch ein Klinikaufenthalt je nach Schwere und Typ der Krankheit erforderlich werden. In Härtefällen dient Sondennahrung zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen. Die Bekämpfung des Untergewichtes und dem damit verbundenen Nährstoffmangel ist zunächst das primäre Ziel. Durch einen medizinischen Ernährungsplan werden festgestellte Mängel im Blutkreislauf kompensiert. Zink, Omega-3-Fettsäuren wirken in Kombination mit anderen Mineralstoffen und Vitaminen regenerierend auf den geschwächten Körper.

Zudem folgt eine Schulung über angemessenes Essverhalten als Grundvoraussetzung für einen Therapieerfolg. Bei rechtzeitiger Behandlung stehen die Heilungschancen gegen Magersucht allgemein gut. Psychische Auslöser unterliegen dabei einer gesteigerten Rückfallquote und benötigen daher besondere Aufmerksamkeit und intensivere Anstrengungen. Als unterstützende Maßnahme bei körperlich bedingter Anorexie kommen diverse Heilkräuter zum Einsatz. Die darin enthaltenden Bitterstoffe regen den Magen zur Produktion neuer Magensäure an. Deren Einnahme erfolgt eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten. Allerdings wird von der Anwendung solcher natürlichen Präparate bei vorhandenen Magengeschwüren abgeraten.

Das Absetzen von Medikamenten mit dämpfender Wirkung auf das Hungergefühl ist zusätzlich notwendig. Stimulierende Mittel wie Methylphenidat, aber auch Antidepressiva oder bestimmte Antibiotika schränken das Verlangen nach Essen ein. Alternativ stellen den Appetit anregende Arzneimittel eine sinnvolle Ergänzung für die Therapie dar. Schwierigkeiten, in einen normalen Rhythmus zurückzufinden, lassen sich mit deren Hilfe leichter bewältigen. Die Zuführung von Kalorien durch energiereiche Fertiggetränke, Riegel oder Suppen verläuft rasch, ohne den Magen durch einen längeren Verdauungsprozess zu belasten.


Vorbeugung

Bewussteres Essen durch einen klar definierten Ernährungsplan hilft Probleme mit Appetitlosigkeit zu vermeiden. Dazu gehört der Verzicht von übermäßigem Verzehr von Genussmitteln wie Alkohol oder Kaffee bei Jugendlichen. Die Zubereitung von beliebten Mahlzeiten regen das Hungergefühl an. Sportliche Aktivitäten oder intensive Freizeitbeschäftigungen steigern den Stoffwechsel, sorgen für den wichtigen, seelischen Ausgleich und generieren einen intensiveren Energiebedarf.

Abwechslungsreiche Mahlzeiten mit Rücksicht auf ausreichende Vital- und Mineralstoffe beugen zudem Mangelerscheinungen und Abgeschlagenheit vor. Eine gewissenhafte Kontrolle und Einhaltung einer gesunden Lebensart bildet das entscheidende Fundament.

Nahrungszubereitung und Einnahme gilt bei vielen Personen zudem als gesellschaftliches Ereignis. Gemeinsame Essenszeiten mit sozialer Interaktion helfen, über leichte Appetitlosigkeit hinwegzukommen.

Nützliche Kräuter mit Bitterstoffen sind in Apotheken oder Drogeriemärkten frei erhältlich. Im Zuge einer Schwangerschaft bleibt die Konsultation eines Arztes oder Apothekers wegen möglicher Nebenwirkungen ratsam.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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