Arteriitis temporalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteriitis temporalis ist eine Gruppe der Vaskulitiden und wird der primären Vaskulitis zugeordnet. Dabei handelt es sich um eine eigenständige Autoimmunerkrankung. Die Vaskulitis bezeichnet Gefäßerkrankungen unterschiedlicher Art, wobei die Arteriitis temporalis die am häufigsten vorkommende Erkrankung ist. Die Arteriitis temporalis bezeichnet dabei die Schläfenarterie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arteriitis temporalis?

Eine Arteriitis temporalis ist eine Entzündung der Schläfenarterie. Es kommt oft zu Schläfenkopfschmerzen, Augenschmerzen und Fieber.

Die Arteriitis temporalis bezieht sich meist auf mittlere bis große Blutgefäße, die in der oberen Körperhälfte oder im Kopf liegen und entzündet sind. In der Regel kommt die Arteriitis temporalis bei älteren Menschen vor, etwa ab dem 50. oder 60. Lebensjahr. Sie ist eng verwandt mit der Polymyalgia und es kann vorkommen, dass beide Erkrankungen gemeinsam auftreten.

Die Symptome können sich durch die Einnahme von Kortison verbessern, allerdings muss dieses dafür zunächst sehr hoch dosiert eingenommen werden. Im weiteren Verlauf kann die Dosierung verringert werden, doch Kortison muss bei der Arteriitis temporalis meist lebenslang zum Einsatz kommen.

Ursachen

Die Arteriitis temporalis lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen, wobei die Ursachen noch nicht eindeutig geklärt sind. Heute geht man jedoch davon aus, dass genetische Veranlagungen dazu führen können. Diese treten oft in Verbindung mit einem bisher unbekannten Auslöser auf und so entsteht die Arteriitis temporalis.

Weitere Ursachen der Erkrankung finden sich im Immunsystem des Menschen. Insbesondere die Autoantikörper können hier eine wichtige Rolle spielen. Zu ihnen zählen unter anderem die antineutrophilen cytoplamatischen Antikörper, kurz ANCA. Sie lassen zum Beispiel Entzündungen an den mittelgroßen Blutgefäßen bei Krankheiten, wie dem Churg-Strauss-Syndrom, entstehen.

Ebenso könnten Immunkomplexe für die Arteriitis temporalis ursächlich sein. Dabei binden die Antikörper im menschlichen Körper Medikamente oder auch Bestandteile von Krankheitserregern und setzen sich in den Gefäßwänden ab, wodurch es zur Entzündung kommt. Die Arteriitis temporalis kann somit durch verschiedene Ursachen entstehen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Arteriitis temporalis:

Typische Symptome der Arteriitis temporalis sind Fieber, eine Gewichtsreduktion, Nachtschweiß oder Gelenkschmerzen. Später folgen dann meist weitere Symptome Diese gehen nicht selten von den Organsystemen aus und können sehr unterschiedlich ausfallen. Sie reichen von Hautrötungen über Augenprobleme, Beschwerden des Nervensystems und Nierenproblemen bis hin zu Herzschmerzen oder betreffen die Lungen.

Im Verlauf der Erkrankung sollte deshalb frühestmöglich mit der Therapie begonnen werden. Auch nach erfolgreicher Therapie sollten erste Warnzeichen sofort beachtet werden, damit die Arteriitis temporalis nicht nach Jahren erneut ausbrechen kann.

Diagnose

Die Diagnose bei einer Arteriitis temporalis setzt sich aus verschiedenen Untersuchungen zusammen. Dabei ist für die richtige Diagnose das Gesamtbild zu betrachten. Laboruntersuchungen, die zum Beispiel Aufschluss über die Entzündungswerte im Blut geben, Untersuchungen der ANCA und der Immunkomplexe sind hierbei ratsam.

Darüber hinaus kann das Blut auf eventuell vorhandene Viren untersucht werden und auch die Anzahl der Blutkörperchen lässt sich bestimmen. Zusätzlich sollte die Histologie zur Diagnosestellung eingesetzt werden. Dabei werden Gewebeproben entnommen, etwa aus Lunge, Nieren oder eben der Schläfenarterie.

Feingewebliche Veränderungen geben dann Aufschluss darüber, ob eine Arteriitis temporalis vorliegen könnte. Hinzu kommt die Röntgengefäßdarstellung, die zur Diagnosestellung genutzt werden kann. Typische Veränderungen, die bei Arteriitis temporalis auftreten, lassen sich mit dem Kontrastmittel sehr gut darstellen.

Komplikationen

Durch die Arteriitis temporalis kommt es zu verschiedenen Beschwerden, die vor allem ältere Patienten betreffen. Dabei leiden die Betroffenen in der Regel an starken Kopfschmerzen, welche auch nachts auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden führen können. Ebenso kommt es zu Schmerzen im Mundraum und im Gesicht, die bei einer Nahrungsaufnahme eintreten. Nicht selten wird dadurch die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit verringert, sodass es zu Untergewicht, Mangelerscheinungen und zu einer Dehydrierung kommen kann. Der Patient fühlt sich müde und abgeschlagen und nimmt in vielen Fällen nicht mehr aktiv am Leben teil.

Weiterhin kann es zu Sehstörungen und zu Doppelbildern kommen, die den Alltag des Betroffenen erschweren können. Durch die Arteriitis temporalis wird die Lebensqualität verringert. Nachts kann es ebenfalls zu Nachtschweiß kommen. Die Beschwerden an den Augen kommen im schlimmsten Falle zu einer Erblindung führen.

Im weiteren Verlauf der Krankheit kann ebenso ein Schlaganfall auftreten, der zum Tode führen kann. Meistens leiden die Patienten auch an Fieberschüben. Die Behandlung der Arteriitis temporalis erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf, wobei allerdings nicht immer alle Beschwerden eingeschränkt werden können.

Behandlung und Therapie

Die Therapie bei der Arteriitis temporalis muss im Einzelfall auf den Patienten abgestimmt werden. Abhängig ist dies davon, wie stark bereits innere Organe betroffen sind und wie aktiv die Erkrankung im Körper agiert. In der Regel erfolgt die Behandlung medikamentös, wobei zahlreiche unterschiedliche Arzneimittel zur Auswahl stehen. So können die Medikamente das eigene Immunsystem unterdrücken, was bei Autoimmunkrankheiten schon des Öfteren eine Linderung gebracht hat.

Insbesondere Präparate auf Kortisonbasis sind in der Behandlung der Arteriitis temporalis von Bedeutung. Sie wirken sehr schnell und können ideal als begleitende Therapiemaßnahme eingesetzt werden. Ebenso kommt das Cyclophosphamid häufig zum Einsatz. Dieses Immunsuppressivum ist stark wirksam und gehört der Gruppe der Alkylantien an.

Sollten diese Medikamente nicht ausreichend wirken, besteht die Möglichkeit, die Arteriitis temporalis mit Hilfe von weiteren Mitteln zu behandeln, die noch in der Erprobungsphase sind. Diese werden aber nur verabreicht, wenn andernfalls lebensbedrohliche Verläufe der Erkrankung zu erwarten sind. In Einzelfällen und wenn die Erkrankung sehr stark ausgebreitet ist, können diese Medikamente sehr gute Erfolge vorweisen.

Darüber hinaus kann die Behandlung mit der Hochdosis-Chemotherapie erfolgen, wobei noch eine Stammzellentransplantation erfolgt. Allerdings raten Experten dazu, derartige Behandlungen der Arteriitis temporalis nur in Zentren durchführen zu lassen, die auf diesem Gebiet langjährige Erfahrungen vorweisen können.


Vorbeugung

Der Arteriitis temporalis vorzubeugen, gestaltet sich aufgrund der bis dato noch immer unklaren Ursachen als recht schwierig. Allerdings sollten Patienten, die bereits einmal unter der Erkrankung gelitten haben, auf mögliche Anzeichen für diese besonders achten. So lassen sich Rückfälle, die auch noch nach Jahren auftreten können, verhindern, indem eine frühzeitige neuerliche Behandlung durchgeführt wird.

Zudem kann der Verlauf der Arteriitis temporalis damit deutlich abgemildert werden. Typische Warnzeichen für ein erneutes Auftreten der Arteriitis temporalis sind zum Beispiel das Fieber, der Nachtschweiß oder Ähnliches.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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