Atemnot im Liegen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Atemnot im Liegen wird durch viele Ursachen hervorgerufen. Menschen aller Altersgruppen können davon betroffen sein. Allerdings sollte in einem solchen Fall immer ein Arzt aufgesucht werden, weil als Ursache oft eine ernste Herzinsuffizienz infrage kommt. Eine frühzeitige Abklärung ist hier notwendig, um eine effektive Behandlung zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Atemnot (Dyspnoe)?

Atemnot oder Dyspnoe ist keine eigenständige Erkrankung, sondern lediglich ein Symptom, welches sehr häufig bei Atemwegs- oder Herzerkrankungen auftritt. Dabei stellt die Atemnot häufig ein subjektives Gefühl dar. Die normale Atemfrequenz liegt ungefähr bei 15 bis 20 Atemzügen pro Minute.

Steigt die Atemfrequenz, werden die Atemzüge immer flacher und der Körper wird nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt. Wenn die Atemnot im Liegen auftritt, deutet das häufig bereits auf eine schwere Herzinsuffizienz hin. Meist besteht dann schon eine Herzschwäche der Kategorie III oder IV. Aber auch bei anderen Erkrankungen kann sich eine Atemnot im Liegen manifestieren. Manchmal tritt sogar eine Schlafapnoe auf, wobei es zum Atemstillstand während des Schlafes kommt.

Schematischer Aufbau (Anatomie) der menschlichen Lunge.

Ursachen

Die Ursachen für eine Atemnot im Liegen sind, wie bereits erwähnt, vielfältig. Allerdings steckt sehr häufig eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz dahinter. Meist ist die linke Herzhälfte geschwächt. Dabei kann das von der Lunge kommende Blut nicht ausreichend in den Körper weitergeleitet werden. Es kommt zum Rückstau in die Lunge, wobei sich ein Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge) entwickelt. Die Flüssigkeit wandert in die Lungenbläschen und verhindert dadurch den Gasaustausch. Die Atmung wird extrem erschwert. Dieser Rückstau verstärkt sich besonders im Liegen, sodass gerade dann Atemnot auftritt.

Neben der Atemnot müssen die Betroffenen nachts häufig auf Toilette zum Wasserlassen und sind außerdem stark geschwächt. Ein besonderes Krankheitsbild ist die Schlafapnoe. Die Atemaussetzer während des Schlafes können durch eine sehr starke Entspannung der Atemmuskulatur in den oberen Atemwegen ausgelöst werden. Diese Entspannung führt dazu, dass im Nasen- und Rachenraum kein ausreichender Widerstand zum Unterdruck in der Lunge und den Bronchien erzeugt werden kann.

Ursachen dafür können Übergewicht, behinderte Nasenatmung, veranlagte Schwäche der Atemmuskulatur, angeborenen Fehlbildungen des Unterkiefers, Bindegewebserkrankungen sowie Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmissbrauch sein. Begünstigt wird die Schlaf-Apnoe durch Herzerkrankungen, Hirntumoren oder Leben in großen Höhen. Des Weiteren kann Atemnot im Liegen auch psychisch bedingt sein und im Rahmen von Angst- und Panikattacken auftreten.

Krankheiten

Atemnot ist Leitsymptom zahlreicher Lungenerkrankungen.

Wann zum Arzt?

Atemnot im Liegen ist immer ein Warnsignal und sollte daher zum Anlass genommen werden, einen Arzt aufzusuchen. Das gilt im Besonderen, wenn bereits eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde. Dann kann die Atemnot im Liegen auf eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes hindeuten. Der Arzt wird alle weiteren Symptome abklären. Wenn zusätzlich Schmerzen in der Brust, blaue Lippen oder blasse Haut auftreten, muss der Notarzt gerufen werden. Es kann sich um einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie handeln. Bei einer Schlafapnoe können nur die Angehörigen des Erkrankten über die Atemaussetzer berichten. Auch hier sollte ein Arzt aufgesucht werden, weil als Folge Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Herzinsuffizienz auftreten können.

Diagnose und Verlauf

Wenn sie beim Arzt wegen Atemnot vorstellig werden, wird er sie zunächst in einem systematichen Patientengespräch (Anamnese) z.B. nach Art, Dauer und Häufigkeit der Atembeschwerden befragen. Des Weiteren wird erfragt unter welchen Umständen (z.B. Belastung, Rauchen, Medikamenteneinnahme) und mit welchen Begleitsymptomen (z.B. Husten) die Beschwerden auftreten.

Nach der Befragung erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Brustkorb bzw. die Lunge des Patienten abgeklopft und abgehorcht. Der Arzt kann weitere Diagnoseverfahren wie Blut- oder Röntgenuntersuchungen anweisen. Auch Funktionsuntersuchungen der Lunge, EKG oder CT können eingesetzt werden, um schwere Grunderkrankungen auszuschließen. Atembeschwerden, die anfänglich nur bei starker Belastung auftreten, können (je nach Ursache), im weiteren Verlauf auch in Ruhe (z.B. Schlaf) auftreten.

Zur Diagnose einer Dyspnoe im Allgemeinen und einer Atemnot im Liegen im Besonderen muss der Arzt zunächst eine umfassende Anamnese durchführen. Dazu gehört auch die Frage, welche Krankheiten in der näheren Verwandtschaft bekannt sind. Zu den weiteren Untersuchungen gehört das Abhören der Lunge und des Herzens mit dem Stethoskop. Weiterhin werden Blutuntersuchungen durchgeführt, um eine Anämie, Herzinfarkt oder Lungenembolie auszuschließen oder zu diagnostizieren. Zur Routineuntersuchung gehören auch ein Lungenfunktionstest, eine Bronchoskopie sowie bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchungen, CT oder Ultraschalluntersuchungen.

Komplikationen

Wenn die im Liegen auftretende Atemnot nicht behandelt wird, kommt es immer zu schweren Komplikationen. Bei einer Herzschwäche ist dieses Symptom bereits ein Zeichen einer ernsten Zuspitzung der Erkrankung. Der Körper kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Der Patient leidet unter extremer Leistungsschwäche bei leichter körperlicher Anstrengung, Kurzatmigkeit und schwerer Zyanose. Unbehandelt führt die Herzinsuffizienz in diesem Stadium zum Tod. Auch bei einer Schlafapnoe sind schwere gesundheitliche Probleme zu erwarten. Langfristig kommt es hier zu chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rechtsherzinsuffizienz, Depressionen, Hirnschäden, Schlaganfällen, Herzinfarkten oder plötzlichem Herztod. Des Weiteren werden häufig als Folge Hörstürze, Tinnitus, Magengeschwüre oder Diabetes mellitus vom Typ II beobachtet.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Erkrankung. Die Herzschwäche ist heute gut behandelbar. Eine Heilung ist zwar nicht möglich, aber die Symptome können gelindert werden. Allerdings ist die Herzinsuffizienz keine einheitliche Erkrankung und kann daher viele verschiedenen Ursachen haben. Vor einer medikamentösen Behandlung muss immer die auslösende Ursache beseitigt werden. Manchmal reicht der Einsatz eines Herzschrittmachers.

Bei Herzklappenfehlern muss eventuell eine künstliche Herzklappe eingesetzt werden. Wenn eine hochgradige Arteriosklerose der Herzkranzgefäße vorliegt, bessert sich der Allgemeinzustand oft nach Durchführung einer Bypass-Operation. Die medikamentöse Behandlung erfolgt durch vier Gruppen von Medikamenten. Dazu zählen Betablocker, ACE-Hemmer, Nitrate und Diuretika. Ihre Anwendung hängt von der entsprechenden Grundkrankheit ab. In sehr schweren Fällen ist manchmal eine Herztransplantation notwendig.

Eine Schlafapnoe kann durch konservative oder chirurgische Verfahren behandelt werden. Zu den konservativen Therapien gehören die Gewichtsreduktion, Verzicht auf Rauchen und der Einsatz von CPAP-Atemgeräten. Obwohl CPAP die am meisten angewendete Therapie ist, wird sie nicht von allen Patienten vertragen. Daher müssen manchmal auch Operationen durchgeführt werden, um die Luftpassage durch die Nase zu gewährleisten.


Aussicht und Prognose

Die Prognose bei einer schweren Herzinsuffizienz ist heute wesentlich besser als etwa vor 50 Jahren. Zwar ist die Sterblichkeit bei einer höhergradigen Herzschwäche auch heute noch erhöht. Aber auch schwere chronische Herzerkrankungen können heute aufgrund der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten oft sehr gut behandelt werden. So ist in vielen Fällen auch eine Verbesserung der Lebensqualität möglich. Bei einer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium III besteht heute auch noch eine Sterblichkeit von ca. 15 Prozent innerhalb eines Jahres, wobei die Sterblichkeit im NYHA-Stadium IV bereits bei ca. 40 Prozent in diesem Zeitraum liegt.

Vorbeugung

Einer Dyspnoe kann durch allgemeine Maßnahmen sehr gut vorgebeugt werden. So ist es wichtig, Übergewicht zu vermeiden oder Gewicht zu reduzieren. Des Weiteren sollte ein übermäßiger Salzverbrauch eingeschränkt werden, weil Salz Wasser bindet und dadurch die Flüssigkeitseinlagerung im Körper erhöht wird. Des Weiteren ist auf eine gesunde und aktive Lebensweise zu achten. Dazu gehört viel Bewegung, Vermeidung von Stress, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen. Bei bereits bestehender Herzkrankheit sollte ein längerer Aufenthalt in der Kälte vermieden werden, weil es dadurch zur Verengung der Blutgefäße kommt und das Herz dementsprechend mehr belastet wird. Das Herz wird auch beim Schlafen mit erhöhtem Oberkörper entlastet.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Braun, J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2018

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