Augenentzündung beim Kind

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Augen brennen oder jucken, sind gerötet, angeschwollen und tränen oder eitern. Manchmal sind die Augen auch verklebt, das Kind kann sie kaum öffnen. Treten eines oder mehrere dieser Symptome auf, liegt eine Augenentzündung vor. Augenentzündungen bei Kindern sind häufig und meist harmlos und gut behandelbar. Von Hausmitteln und Selbstversuchen ist trotzdem abzuraten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Augenentzündung?

Häufig sind gerötete und juckende Augen Hinweis auf eine Augenentzündung.

Unter dem Begriff Augenentzündung werden ganz unterschiedliche Entzündungen am oder im Auge zusammengefasst. Neben der Bindehaut können sich die Augenlider, die Hornhaut, die sog. mittlere Augenhaut und der Tränenkanal entzünden. Auch das "Schmierauge", das beim Baby meist kurz nach der Geburt auftritt und sich hartnäckig halten kann, zählt dazu. Dabei liegen den verschiedenen Arten von Augenentzündungen unterschiedliche Krankheitsbilder und Ursachen zugrunde.

Die Entzündung ist lediglich die Reaktion des Immunsystems auf äußerliche Reize wie Fremdkörper, Kälte, Zugluft, Viren oder Bakterien. Je nachdem, wodurch die Augenentzündung verursacht wurde und welcher Teil des Auges betroffen ist, unterscheidet der Augenarzt zwischen Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Hornhautentzündung (Keratitis), Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis), Tränensackentzündung oder Lidrandentzündung (Blepharitis).

Ursachen

Bei kleinen Kindern sind die Tränenkanäle noch sehr eng und verstopfen deshalb leichter. Der Tränenkanal liegt im Augeninneren und ist mit der Nase verbunden. Die Tränenflüssigkeit fließt durch den Tränenkanal in die Nase ab. Ist der Tränenkanal verstopft, staut sich die Tränenflüssigkeit im Auge und bilden einen Nährboden für Bakterien, hauptsächlich Pneumokokken, Staphylokokken und anaerobe Stäbchenbakterien. Meist ist nur ein Auge betroffen, es tränt stark und im Augenwinkel sammelt sich oft Eiter. Beim Schlafen verklebt das Auge und lässt sich danach schwer öffnen.

Die häufigste Augenentzündung bei Kindern ist die Bindehautentzündung oder Konjunktivitis. Die Bindehaut ist normalerweise eine durchsichtige, schleimhautartige Haut zwischen Augapfel und Augenlid. Bei einer Reizung weiten sich ihre Blutgefäße und die typische Rötung tritt ein. Das Auge juckt stark und es tritt ein Fremdkörpergefühl ein. Häufige Ursachen sind Staub, Pollen, Zugluft, Wind oder Fremdkörper im Auge.

Im Zusammenhang mit einer bestehenden Erkältung kommt es häufig zu einer Virus-Bindehautentzündung mit geröteten, juckenden Augen und geschwollenen Augenlidern. Es bildet sich ein klares, glasiges Sekret. Eine bakterielle Bindehautentzündung ist hoch ansteckend, und tritt oft nach einem Schwimmbad- oder Spielplatzbesuch auf.

Kinder fassen sich häufig mit schmutzigen Fingern ins Gesicht, wodurch Bakterien in die Augen gelangen. Bei einer akuten, bakteriellen Konjunktivitis verklebt gelblich-grünes, eitriges Sekret das Auge, das Kind klagt über Lichtempfindlichkeit und Juckreiz. Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken sind nicht nur Auslöser für Bindehautentkzündung, sondern verursachen auch Hornhautentzündung oder Lidrandentzündung.

Einer Entzündung der mittleren Augenhaut liegen meist Herpesviren und das Windpocken-Virus Varizella zugrunde. Schließlich kann eine Augenentzündung beim Kind auch durch Gerstenkörner, verstopfte Talgdrüsen am Lidrand oder eingewachsene Wimpern verursacht werden.

Wann zum Arzt?

Tränt das Auge nur leicht und hat das Kind keine weiteren Beschwerden, können Eltern zunächst abwarten und das Auge lediglich mit warmem Wasser und einem sauberen, fusselfreien Tuch säubern. Verschlimmern sich die Symptome oder tritt nach wenigstens zwei Tagen keine Besserung ein, muss die Entzündung vom Arzt abgeklärt werden.

Augenentzündungen sind generell ein Grund für einen Besuch beim Kinderarzt oder Augenarzt. Eitert das Auge sehr stark oder klagt das Kind auch über Sehstörungen und Schmerzen oder kommt noch Fieber hinzu, suchen Eltern am besten noch am gleichen Tag den Arzt auf. Sehr schmerzhaft und unangenehm für Kinder ist eine Entzündung des Tränensacks (Dakryozystitis). Meist litt das Kind schon zuvor unter verstopften Tränenkanälen (Stenose), weshalb sich die Tränenflüssigkeit im Auge stauen und sich Bakterien sammeln und vermehren konnten.

Bei einer Tränensackentzündung ist meist eine stationäre Behandlung in der Kinderklinik angezeigt. Auch ohne eitriges Sekret, Schmerzen, Schwellungen oder Sehstörungen sollte das Kind dem Arzt vorgestellt werden, wenn nach zwei Tagen keine Besserung eintritt.

Diagnose und Verlauf

Der Augenarzt untersucht mit einer Spaltlampe das betroffene Auge um festzustellen, welche Bereiche betroffen sind. Durch ein in die Spaltlampe integriertes Mikroskop betrachtet er die einzelnen Strukturen des Auges wie Hornhaut, Augenlider und Bindehaut. So können Fremdkörper als Ursache für die Augenentzündung ausgeschlossen bzw. schnell erkannt werden. Fremdkörper im Auge müssen immer vom Augenarzt entfernt werden! Eitriger Ausfluss deutet meist auf eine bakteriell verursachte Entzündung hin. Der Augenarzt verschreibt in diesem Fall antibiotische Augentropfen oder -salben.

Komplikationen

Werden akute oder chronische Augenentzündungen beim Kind nicht behandelt, können schwerwiegende Komplikationen bis hin zur Erblindung eintreten. Fremdkörper, die nicht rechtzeitig entfernt werden, können die Hornhaut schädigen. Bei unbehandelten Entzündungen des Tränensackes können die Bakterien in die Blutbahn gelangen und dort eine lebensgefährliche Sepsis (Blutvergiftung) herbeiführen.

Bakteriell bedingte Bindehautentzündungen sind hoch ansteckend. Bis zumindest der eitrige Ausfluss verschwunden ist, sollten Eltern vom Schul- oder Kindergartenbesuch absehen. Selten kommt es bei einer Bindehautentzündung zu Komplikationen wie einer Hornhautentzündung oder einer Tränensackentzündung. Bei unzureichender Hygiene werden die Bakterien mitunter auf die Ohren oder die Mund- oder Nasenschleimhäute übertragen und führen dort zu Mittelohrentzündungen oder Rachenentzündungen.

Behandlung und Therapie

Eine akute, bakterielle Bindehautentzündung kann gut mit antibiotischen Augentropfen oder Augensalben behandelt werden. Abgedunkelte Räume und kalte Kompressen gegen den Juckreiz lindern die Symptome. Das eitrige Sekret soll morgens oder bei Bedarf mit einem feuchten Waschlappen entfernt werden. Dabei ist unbedingt auf Hygiene zu achten, der Waschlappen darf von keinen anderen Familienmitgliedern benutzt werden und muss regelmäßig im Kochwaschgang gewaschen werden. Bei viral bedingten Bindehautentzündungen verschreibt der Arzt in der Regel Tränenersatzmittel, um den Tränenfilm zu erhalten. Tropfen mit Augentrost lindern die Beschwerden ebenfalls.

Gerstenkörner als Ursache für die Augenentzündung können mit warmen Kompressen aufgeweicht werden und platzen dann schneller auf! Ein Gerstenkorn darf keinesfalls selbst ausgedrückt oder aufgestochen werden. Ist der Tränenkanal verengt, können sanfte Massagen mit den Fingerkuppen vom Auge zur Nase helfen. Bei Hornhautentzündungen sind antibiotische, kortisonhaltige oder antivirostatische Tropfen oder Salben angezeigt.


Aussicht und Prognose

Augenentzündungen durch Wind, Staub, Pollen, Sonne oder trockene Luft klingen meist von alleine wieder ab, sobald der Auslöser beseitigt ist.

Dringen Bakterien in den Tränensack vor, bildet sich dort rasch Eiter. Es kommt zu einer Tränensackentzündung (Dakryozystitis). Der Tränensack schmerzt, ist gerötet und mitunter stark geschwollen. Unbehandelt platzt die Haut am Tränensack auf, es bilden sich Fisteln oder die Bakterien gelangen in die Blutbahn. Im letzteren Fall droht eine lebensbedrohliche Blutvergiftung!

Bei rechtzeitiger und richtiger Diagnose und Behandlung sollten auch schwerwiegende Augenentzündungen nach wenigen Tagen bis längstens zwei Wochen (virale Bindehautentzündung) ausgestanden sein.

Vorbeugung

Vorbeugend hilft häufiges Händewaschen auch gegen Augenentzündungen. Eltern achten am besten darauf, dass sich der Nachwuchs nicht mit schmutzigen Fingern ins Gesicht greift oder die Augen reibt. Sind Kinder in der Nachbarschaft oder Familie an einer ansteckenden Augenentzündung erkrankt, spielen sie besser nicht mehr zusammen.

Im Winter trocknet die warme Raumluft die Augen aus, die dann weniger widerstandsfähig gegen Entzündungsauslöser sind. Täglich ein Spaziergang im Freien hilft, den natürlichen Tränenfilm zu erhalten. Bei sehr trockenen Augen gibt es spezielle Präparate in der Apotheke, die das Auge befeuchten und helfen, den eigenen Tränenfilm wieder aufzubauen.

Quellen

  • Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
  • Zervos-Koop, J.: Anatomie, Biologie und Physiologie: Ergotherapie Prüfungswissen. Thieme Verlag, Stuttgart 2013
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 23. September 2018

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