Blähungen in der Nacht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blähungen in der Nacht sind in gewissem Umfang normal. Die Muskeln entspannen sich und aus dem Enddarm treten unwillkürlich Gase aus. Wer am Abend nichts mehr isst, kann die nächtlichen Blähungen auf ein Minimum reduzieren.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Blähungen in der Nacht?

Blähungen sind oft mit Bauchschmerzen verbunden. In der Nacht können diese den Schlaf rauben.

Im Darm des Menschen bilden sich permanent Gase. Diese Gase werden unter anderem von der natürlichen Darmflora produziert und entstehen so als Nebenprodukt physiologischer Verdauungs- und Gärungsprozesse. Gasbildung ist damit ein normaler Prozess, der auch in einem gesunden Darm stattfindet. Die entstehenden Gase werden vom Organismus im Normalfall ohne weitere Probleme wieder aufgenommen und zur Ausscheidung in den Bereich der Lungen überführt. Bei Blähungen ist dieser Ablauf gestört.

Ein Blähbauch steht meist mit überschüssiger Gasbildung in Zusammenhang. Der Körper wird nicht mehr mit der Ausscheidung der Gase über die Lungen fertig. Die Gase müssen daher in Form von Blähungen den Darmausgang verlassen, um aus dem Organismus beseitigt zu werden und keinen weiteren Schaden anzurichten. Viele Menschen leiden speziell in der Nacht regelmäßig an Blähungen und schämen sich dafür vor ihrem Partner. Nächtliche Blähungen können so zum Beispiel das Sexualleben und die psychische Situation des Betroffenen beeinträchtigen. Obwohl permanente Blähungen tagsüber auf ein Ungleichgewicht im Darmtrakt verweisen, sind nächtliche Blähungen nicht zwingend mit Krankheitswert assoziiert.

Ursachen

Nachts erholt sich der Körper. Die Muskeln erreichen zu diesem Zweck einen Zustand hoher Entspannung. Tagsüber verfügen die Skelettmuskeln also über einen höheren Muskeltonus als in der Nacht. Das gilt auch für den Ringmuskel im Bereich des Enddarms. Werden im Darm Gase gebildet, so bleiben sie tagsüber aufgrund des spezifischen Muskeltonus im Darm, um von dort aus in die Lungen abtransportiert und ausgeschieden zu werden. Wegen des nächtlich verminderten Muskeltonus im Bereich des Enddarms strömen entstehende Gase in der Nacht oft einfach aus dem Darmausgang aus, bevor sie in die Lungen überführt werden können.

Nächtliche Blähungen sind damit bis zu einem gewissen Grad natürlich. Jeder lässt in der Nacht ab und zu einen fahren. Statt übermäßiger Gasbildung aufgrund von Ernährungsgewohnheiten, Unverträglichkeiten und anderen Erkrankungen liegt dem Phänomen, wie beschrieben, ein unterdurchschnittlicher Verschluss des Darms zugrunde. Es wird meist also nicht zu viel Gas produziert, sondern zu wenig Gas gehalten. Falls die Blähungen in der Nacht allerdings mit einem Blähbauch vergesellschaftet sind, mit Bauchschmerzen einhergehen oder das physiologische Maß stark übersteigen, liegt meist eine übermäßige Gasbildung vor. Die mitunter häufigsten Primärursachen für übermäßige Gasbildung liegen in falschen Ernährungsangewohnheiten, Unverträglichkeiten und Allergien. Nur in seltenen Fällen liegt dem Phänomen ein hormonelles Ungleichgewicht, eine Leberschädigung, eine entzündliche Darmerkrankung oder ein Reizdarmsyndrom zu Grunde.

Krankheiten

Diagnose und Verlauf

Wer anhaltend unter Blähungen leidet, fühlt sich meist nicht nur psychisch belastet, sondern auch besorgt. Tatsächlich können permanente Blähungen ein Grund sein, den Arzt aufzusuchen und ihn bezüglich der Ursachen zu konsultieren. Im Regelfall wird der Arzt bei ausschließlich nächtlich stattfindenden Blähungen nicht von einer schwerwiegenderen Erkrankung ausgehen. Schon nach der Anamnese wird er eher die Muskelrelaxation des Enddarmbereichs für das gelegentliche Entweichen von Gas bei Nacht verantwortlich machen. Falls der Patient von nächtlichen Blähungen mit Blähbauch oder Bauchschmerzen berichtet, wird unter Umständen eine genauere Diagnostik erfolgen.

In bildgebenden Verfahren erkennt der Arzt eventuell vorliegende Darmveränderungen und Entzündungen oder schließt diese Zustände als Ursachen aus. Hormonelle Ungleichgewichte lassen sich über eine Erhebung des Hormonstatus abklären. Darüber hinaus wird im Zweifelsfall ein Blick auf die Leber geworfen, um Leberschädigungen auszuschließen. Falls alle genannten Maßnahmen keine Ursache aufdecken konnten, vermutet der Arzt eine Lebensmittelunverträglichkeit oder generell falsche Ernährungsangewohnheiten als Primärursache der vermehrten Gasbildung.

Die Verlaufsprognose von Menschen mit Blähungen bei Nacht hängt also stark vom Kontext ab. Die mitunter ungünstigste Prognose besteht bei Ursachen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Leberläsionen. Allerdings sind so gut wie alle Fälle rein nächtlicher Minimalblähungen ohne Blähbauchsymptomatik oder Schmerz-Symptomatik harmlose Erscheinungen. Nur weil einem während der Nacht von Zeit zu Zeit Gase entweichen, besteht also längst kein Grund zur Sorge.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung von Menschen mit Blähungen in der Nacht hängt vom Kontext ab. Die primäre Ursache ist für die Behandlung entscheidend. Da die meisten nächtlichen Blähungen lediglich an der physiologisch vorgesehenen Nachtentspannung des Ringmuskels liegen und so nicht mit Ungleichgewichten im Darm einhergehen, besteht im Regelfall nicht einmal eine Erfordernis zur Therapie. Die nächtliche Muskelentspannung hat ihren Sinn. Mit konstriktiv wirkenden Wirkstoffen lässt sich der Muskeltonus theoretisch zwar erhöhen, aber eine derartige Behandlung ist nicht empfehlenswert.

Vielmehr sollten die Betroffenen ab einer bestimmten Uhrzeit nichts mehr essen. Auf diese Weise finden bei Nacht weniger Verdauungsprozesse statt. So entstehen nachts weniger Gase und auch das unwillkürliche Entweichen der Gase ist Geschichte. Bei nächtlichen Blähungen über das physiologische Maß hinaus liegt eine übermäßige Gasproduktion vor. Der Darm muss in diesem Fall wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Die Maßnahmen dazu hängen von der Primärursache ab.

Meist ist die Ernährung Schuld. Eine Ernährungsumstellung kann das Problem in diesem Fall abschwächen oder ganz auflösen. Zu viel Getreide, zu viel Eiweiß oder zu viel Zucker sollten vom Nahrungsplan gestrichen werden. Darüber hinaus wird der Patient auf eventuell bestehende Unverträglichkeiten behandelt und erhält einen darauf abgestimmten Ernährungsplan. Bei ursächlichen Entzündungen durch die Autoimmunerkrankung Morbus Crohn findet eine immunsuppressive Therapie statt, die das Immunsystem von Angriffen auf den Darm abhalten soll.


Vorbeugung

Nächtliche Blähungen lassen sich nicht vollständig verhindern. Jedem Menschen entweicht bei Nacht das ein oder andere Gas aus dem Darm. Wer zu später Stunde allerdings nichts mehr zu sich nimmt und sich außerdem ausgewogen ernährt, der kann die nächtliche Darmaktivität verringern. Durch die Aktivitätsverminderung entstehen bei Nacht weniger Gase im Darmtrakt. Damit können auch nur noch wenige Gase nächtlich austreten. Vorbeugemaßnahmen sind nur dann erforderlich, wenn sich der Betroffene an dem physiologisch natürlichen Prozess tatsächlich stört.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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