Blinddarmentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Blinddarmentzündung handelt es sich eigentlich gar nicht um eine Entzündung des Blinddarms. Der umgangsprachlich benutzte Begriff Blinddarmentzündung für eine Appendizitis ist medizinisch nicht korrekt. Denn bei dieser Erkrankung ist der Wurmfortsatz, eine kleine Aussackung am Blinddarm, entzündet und nicht der Blinddarm selbst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Eine Blinddarmentzündung macht sich durch starke Schmerzen im Unterleib bemerkbar. Eine operative Entfernung des Blinddarms ist nötig.

Die Blinddarmentzündung verursacht Schmerzen im rechten Unterbauch. Der Blinddarm ist ein Teil des Dickdarms und liegt rechts unterhalb des Nabels. Er wird Blinddarm genannt, da er blind endet; er ist kein Durchgang für den Speisebrei, sondern nur eine Art Sackgasse am Dickdarm.

An diesem Blinddarm hängt ein kleiner Wurmfortsatz (appendix vermiformis), der zwischen 5 und 10 cm lang ist und einen Durchmesser von 0,5 bis 2 cm hat. Wenn sich dieser Wurmfortsatz entzündet, so nennt der Arzt das Appendizitis und umgangssprachlich wird es als Blinddarmentzündung bezeichnet.

Damit sich die Entzündung nicht weiter in den Bauchraum ausbreitet, muss der Wurmfortsatz schnellstmöglich operativ entfernt werden. Die Blinddarmentzündung ist eine der häufigsten Baucherkrankungen. Bei jüngeren Menschen tritt sie öfter auf als bei älteren.

Ursachen

Eine Blinddarmentzündung kann durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden. Ein häufiger Grund ist Verstopfung. Dabei kann sich der Blinddarm nicht mehr entleeren, der Kot staut sich im Wurmfortsatz und entzündet schließlich das Gewebe.

Aber auch ohne Auftreten einer Obstipation (Verstopfung) kann es zu Entzündungen kommen. Dann sind entzündliche Prozesse in anderen Teilen des Dick- oder Dünndarms die Ursache, wie beispielsweise bei Morbus Crohn, einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung.

Auch bakterielle Infektionen, zum Beispiel durch Kolibakterien, verursachen die Blinddarmentzündung. Weiterhin ist es möglich, dass durch Fremdkörper, wie beispielsweise Kirschkerne, der Ausgang des Wurmfortsatzes verstopft wird und somit die Entleerung verhindert wird. Es bilden sich Sekrete, welche die Schleimhaut reizen und schließlich eine Entzündung auslösen.

Wann zum Arzt?

Bei Schmerzen in der Magengegend, die ohne einen ersichtlichen Grund auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nehmen die Beschwerden an Intensität zu, ist ebenfalls die Konsultation eines Arztes notwendig. Bei einer Blinddarmentzündung entstehen Beschwerden im Unterbauch und ziehen anschließend in die rechte Seite. Treten Schmerzen bei einer Druckeinwirkung der rechten Seite auf, besteht Grund zur Besorgnis. Kommt es zu Krämpfen in der Seite, ist ein Arzt aufzusuchen, damit weitere Untersuchungen eingeleitet werden können.

Ein plötzlicher starker ziehender Schmerz der rechten Seite ist unverzüglich einem Arzt vorzustellen. Bei Erbrechen, plötzlichem Durchfall oder akuten Herz-Kreislauf-Problemen sind die Symptome schnellstmöglich abzuklären. Treten Beschwerden sporadisch und wiederholt auf, sind diese mit einem Mediziner zu besprechen. Kommt es durch Appetitlosigkeit zu einer auffallenden Gewichtsabnahme oder Essstörung, muss eine ärztliche Versorgung eingeleitet werden. Wird nach dem Essen erbrochen, benötigt der Betroffene Hilfe. Breiten sich die vorhandenen Beschwerden aus, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig.

Bei einer anhaltenden Blinddarmentzündung droht ein Blinddarmbruch. Da es sich hierbei um einen lebensbedrohlichen Zustand handelt, ist ein Arzt frühzeitig aufzusuchen, sobald die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder ein allgemeines Unwohlsein vorhanden ist. Ein andauerndes Druckgefühl im Bauch oder im Darm sollte von einem Arzt untersucht werden.

Symptome und Verlauf

Bei der Blinddarmentzündung handelt es sich um eine Entzündung des Wurmfortsatzes.

Eine Blinddarmentzündung beginnt in der Regel mit plötzlichen Schmerzen im Unterbauch, die sich mit der Zeit auf die rechte Seite verlagern. Beim Gehen verstärken sich die Schmerzen, beim Anziehen des rechten Beins werden sie ein wenig schwächer. Der Patient klagt über Appetitlosigkeit und Übelkeit, manchmal muss er auch erbrechen. Sowohl Durchfall als auch Verstopfung ist möglich. Häufig erhöht sich die Körpertemperatur etwas und der Puls beschleunigt sich.

Kleinere Kinder nehmen die Schmerzen oft im gesamten Bauchraum wahr und nicht nur auf der rechten Seite, wodurch die Diagnose schwieriger zu erstellen ist. Diabetiker zeigen bei einer Blinddarmentzündung häufig fast keine Symptome, was durchaus nicht ungefährlich ist. Denn so kann sich die Entzündung unbemerkt weiter ausbreiten und einen Blinddarmdurchbruch verursachen.

Wenn die Entzündung weiter fortschreitet entsteht im Wurmfortsatz Eiter, der sich durch das zersetzte Gewebe immer weiter vermehrt. Schließlich wird der Druck so hoch, dass der Blinddarm beziehungsweise der Wurmfortsatz platzt und Eiter mit Darminhalt in den Bauchraum fließen. Da diese hoch infektiös sind, besteht die Gefahr einer Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Diagnose

Die Blinddarmentzündung ist vom Arzt in vielen Fällen schon durch die Schilderung der klassischen Symptome (Erschütterungsschmerz im rechten Unterbauch, erhöhte Temperatur und Übelkeit) sowie die körperliche Untersuchung zu diagnostizieren. Typisch für die Blinddarmentzündung sind die reflektorische Abwehrspannung beim Abtasten des Bauches sowie die Provozierbarkeit von Schmerzen über spezielle Druckpunkte (McBurney-Punkt, Lanz-Punkt).

Erstreckt sich die Abwehrspannung bereits auf den gesamten Bauch, kann dies ein Hinweis auf die gefährliche Komplikation einer Bauchfellentzündung sein. Ein gängiger Test auf Appendizitis ist die Auslösung des sogenannten Blumberg-Zeichens – ein charakteristischer Loslassschmerz nach Druck auf die gegenüberliegende Körperseite. Ultraschall und CT werden eher seltener zur Diagnostik der Blinddarmentzündung herangezogen.

Einen exakten Befund liefert die Bauchspiegelung, die darüber hinaus die Vorteile hat, dass ein entzündeter Blinddarm im gleichen Eingriff bereits entfernt sowie auch eine mögliche gynäkologische Ursache der Beschwerden entdeckt werden kann.

Im Rahmen einer Blutuntersuchung zeigt sich die Appendizitis durch einen leichten Anstieg der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und einen erhöhten CRP-Wert (C-reaktives Protein), der ein Indikator für akut im Körper ablaufende Entzündungen – und somit auch für die Blinddarmentzündung – ist.

Komplikationen

Das Risiko von Komplikationen bei einer Blinddarmentzündung ist gering, wenn sie rechtzeitig behandelt wird. Ist dies nicht der Fall, sind jedoch dramatische Folgeerscheinungen möglich, die sogar lebensgefährliche Ausmaße annehmen können. Eine besonders gefürchtete Komplikation der Appendizitis stellt die Peritonitis (Bauchfellentzündung) dar. Ausgelöst wird sie durch einen Durchbruch des Wurmfortsatzes, der in einem weit vorangeschrittenen Stadium der Entzündung stattfindet. Dabei ist es möglich, dass der Wurmfortsatz entweder durchbricht oder aufplatzt. In der Medizin ist dann von einer Perforation die Rede. Durch den Blinddarmdurchbruch kommt es zum Übergreifen der Entzündung auf das Bauchfell, wofür die freigewordenen Bakterien verantwortlich sind.

Aufgrund einer Bauchfellentzündung droht wiederum das Risiko eines paralytischen Ileus. Dabei tritt reflektorisch eine Lähmung des Darms ein. Infolgedessen sind keine Darmbewegungen mehr ausführbar. Weil der Darminhalt nicht mehr transportiert wird, hat dies einen Darmverschluss zur Folge. Ebenfalls zu den schweren Komplikationen der Blinddarmentzündung zählt der perityphlitische Abszess. Breitet sich die Perforation nicht weiter aus, weil sie angrenzende Verwachsungen daran hindern, bildet sich eine Eiterhöhle in der Nähe des Wurmfortsatzes. Außerdem drohen im Falle einer Eiterbildung innerhalb der Bauchhöhle weitere abgekapselte Abszesshöhlen. Sie entstehen vorwiegend zwischen den Dünndarmschlingen, unterhalb der Leber sowie im Douglasraum. Patienten, die außerdem unter Morbus Crohn leiden, können sich durch eine Appendizitis oder deren operative Behandlung eine Fistel zwischen Blinddarm und anderen Darmregionen zuziehen.

Behandlung und Therapie

Eine akute Blinddarmentzündung muss in einer Operation behandelt werden. Dabei wird der entzündete Wurmfortsatz entfernt (Appendektomie). Die Operation muss schnell erfolgen, damit sich die Entzündung nicht weiter ausbreitet und um einen Durchbruch zu verhindern.

Eine Appendektomie kann mit zwei verschiedenen Operationstechniken durchgeführt werden. Die ältere, klassische Methode wird mittels eines Bauchschnitts unter Vollnarkose vorgenommen. Dabei wird die Bauchdecke mit einem kleinen Schnitt von etwa 5 cm Länge eröffnet, der Wurmfortsatz herausgeschnitten und die Stelle am Blinddarm wird vernäht.

Die weitaus häufigere Methode ist heutzutage der minimal invasive Eingriff, auch Schlüsselloch-Operation genannt. Dabei arbeitet der Chirurg mit speziellem Operationsbesteck durch die Bauchdecke hindurch.

Durch einen kleinen Einschnitt in der Nabelgegend wird ein Laparoskop (eine kleine Kamera) eingeführt, durch zwei weitere Schnitte gelangt der Chirurg mit den Instrumenten in den Bauchraum. Die Operation erfolgt dann unter Sichtkontrolle durch die Kamera, sie nennt sich auch Laparoskopie oder Bauchspiegelung.


Vorbeugung

Gegen eine Blinddarmentzündung vorzubeugen ist nicht möglich. Wichtig ist nur, rasch einen Arzt aufzusuchen, falls der Verdacht einer Blinddarmentzündung besteht.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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