Akutes Abdomen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Akutes Abdomen

Ein akutes Abdomen ist ein Krankheitsbild, welchem meist eine schwere Erkrankung zugrunde liegt. In den meisten Fällen ist eine sofortige Operation notwendig, um das Leben des Patienten zu retten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist akutes Abdomen?

Plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen, die lange anhalten, sind typisch für ein akutes Abdomen. Ein Arzt muss dringend aufgesucht werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Unter dem Begriff akutes Abdomen werden verschiedenste Krankheitsbilder zusammengefasst, welche zu typischen Symptomen wie starken Bauchschmerzen führen. Ein akutes Abdomen wird im Klinikalltag als Gruppe von Symptomen festgestellt, bevor die eigentliche Diagnose im Detail erfolgt.

Dies ist hilfreich, wenn die Zeit knapp ist, da mit der Feststellung eines akuten Abdomens die Leitsymptome ohne viele Worte beschrieben werden. Meist handelt es sich bei den Ursachen für ein akutes Abdomen um schwere Erkrankungen, welche innerhalb kürzester Zeit diagnostiziert und behandelt werden müssen.

Ursachen

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen, die zur Entstehung eines akuten Abdomens beitragen können. Eine gut zu behandelnde Erkrankung, die mit einem akuten Abdomen einhergehen kann, ist die Appendizitis, also die Blinddarmentzündung. Auch andere Infektionen wie etwa eine Gallenblasenentzündung, eine schwere Gallenblasenentzündung, können mit der Symptomatik eines akuten Abdomens einhergehen.

Nicht selten liegt eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse vor. Auch der Durchbruch von Magen- oder Darmgeschwüren bzw. der Gallenblase kann zu den für ein akutes Abdomen typischen Symptomen führen. Dasselbe gilt für eine Perforation des Eileiters in Folge einer Eileiterschwangerschaft.

Häufig ist auch ein Darmverschluss, ein so genannter Ileus, für die Beschwerden verantwortlich. Das Beschwerdebild eines akuten Abdomens kann sich auch nach stumpfer Gewalteinwirkung, etwa nach einem Autounfall, entwickeln. Nicht selten sind in diesen Fällen Blutungen nach Einrissen in Milz oder Leber für die Beschwerden verantwortlich. Durchblutungsstörungen in Folge eines Mykoardinfarkts können ebenfalls die Ursache für ein akutes Abdomen sein.

Wann zum Arzt?

Wer unter einem akuten Abdomen leidet, muss sich sofort in ein Krankenhaus einweisen lassen. Insbesondere dann, wenn plötzlich heftige Schmerzen im Bereich des Bauches auftreten, erfordert die Erkrankung zumeist eine notfallmäßige Operation. Betroffene, die eine vollständige Lähmung im Darm wahrnehmen, sollten nicht damit zögern, einen Notarzt zu kontaktieren. Ebenfalls müssen Betroffene in eine Klinik, wenn sie einen brettharten Bauch feststellen, der aufgrund einer Abwehrspannung der Bauchmuskulatur entsteht.

Bei einer Entzündung des Bauchfells sollte ebenso der Notarzt konsultiert werden. Eine Klinik ist ebenfalls aufzusuchen, wenn sich eine Störung der Darmfunktion bemerkbar macht oder die Darmbewegungen vollständig gelähmt sind. Die daraus resultierende Beeinträchtigung der Darmentleerung ist ebenfalls in einem Krankenhaus zu behandeln.

Ein akutes Abdomen gehört grundsätzlich in medizinische Behandlung - vor allem, wenn die Betroffenen unter einem schlechten Allgemeinzustand leiden und dieser von Fieber begleitet wird. Darüber hinaus ist dringend ein Notarzt zu konsultieren, wenn innere Blutungen auftreten oder der Betroffene Kreislaufstörungen feststellt. Ferner kann es zu einem Schock kommen, den es zu behandeln gilt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines akuten Abdomen:

Bei Vorliegen eines akuten Abdomens sind plötzlich eintretende starke Bauchschmerzen charakteristisch. Grundsätzlich kann zwischen drei verschiedenen Schmerzarten unterschieden werden. Ist die Ursache eine Infektion, dann beginnen die Schmerzen langsam und erreichen meist nur eine mittlere Intensität. Liegt ein Darmverschluss vor, dann treten häufig kolikartige Schmerzen auf. Dabei wechseln sich Zeiten heftiger Schmerzen mit Zeiten ab, in denen der Patient beinahe schmerzfrei ist. Liegt ein Durchbruch vor, dann leiden die Patienten unter extrem starken, akut einsetzenden Bauchschmerzen.

Neben den starken Bauchschmerzen sind Symptome wie Übelkeit und Erbrechen häufig. Auch ein aufgeblähter, harter Bauch kann vorliegen. Besonders bei Infektionen haben die Betroffenen Fieber. Ein akutes Abdomen deutet stets auf eine potentiell lebensgefährliche Erkrankung hin, weswegen der Verlauf nur dann als positiv anzusehen ist, wenn rasch therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.

Diagnose

Bei der Diagnosestellung des akuten Abdomens erhebt der behandelnde Arzt zuerst eine Anamnese und sieht sich die Krankenakte des Patienten an, um Rückschlüsse auf Vorerkrankungen zu bekommen. Nach der Anamnese führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei tastet er vorsichtig den Bauch ab und achtet besonders auf Schmerzempfindlichkeit in bestimmten Bereichen des Abdomens.

Eine Blutuntersuchung ist ebenfalls notwendig, um die Grunderkrankung diagnostizieren zu können. Die Blutparameter, wie etwa die Anzahl der weißen Blutkörperchen, geben Aufschluss über die zugrunde liegende Krankheit. Weiters wird meist ein Röntgen des Bauches durchgeführt. Je nach Verdachtsdiagnose können noch weitere Untersuchungen notwendig sein.

Komplikationen

Wird ein akutes Abdomen nicht umgehend behandelt, können sich schwere Komplikationen einstellen. Unbehandelt kann sich die Infektion ungehindert im Magen-Darm-Trakt ausbreiten weitere Abszesse hervorrufen. Dadurch kann es zu einer Blinddarmentzündung oder einem Darmverschluss mit schweren Komplikationen kommen.

Betroffene verspüren meist ein starkes Unwohlsein, dass mit Fiebersymptomen sowie Übelkeit und Erbrechen verbunden ist. Ursächlich dafür sind Verletzungen und Risse von Blutgefäßen, die nach den genannten Erstsymptomen einen Schockzustand hervorrufen können. Unbehandelt führt ein Schock unweigerlich zum Tod des Patienten.

Bricht ein Abszess auf, können sich die Erreger im Bauchraum ausbreiten und schwere Entzündungen der inneren Organe hervorrufen. Im Extremfall verursachen die Erreger eine lebensbedrohlich Blutvergiftung, die verschiedene Komplikationen (Organversagen, Fieber, u.a.) hervorruft.

Ein akutes Abdomen kann zudem die Darmschlingen einklemmen und die Blutgefässe verschließen, wodurch es zum Absterben von Gewebe kommen kann. Bei der operativen Behandlung eines Abdomens kann es zu Verletzungen der Magenwände kommen. Außerdem können mitunter allergische Reaktionen auf die verwendeten Arzneimittel auftreten.

Behandlung und Therapie

Ein akutes Abdomen muss nach erfolgter Diagnose der zugrunde liegenden Erkrankung umgehend therapiert werden. Wird ein akuter Bauch nicht behandelt, kann dies zum Tod des Patienten führen. Je nach Grunderkrankung besteht die Möglichkeit eines konservativen oder eines operativen Vorgehens. In vielen Fällen muss bei einem akuten Abdomen eine Laparotomie durchgeführt werden, also eine Öffnung des Bauches zur Durchführung einer Operation.

Liegt eine Blinddarmentzündung vor, ist eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes unumgänglich. Auch bei Vorliegen eines Ileus, muss der Verschluss im Darm operativ geöffnet werden. Konnte im Vorfeld keine eindeutige Diagnose gestellt werden, wird meist eine Laparotomie durchgeführt, um das Problem zu identifizieren und dann gleich chirurgisch beheben zu können.

Bei einem akuten Abdomen ist es für Ärzte oft schwer zu entscheiden, ob eine konservative oder operative Therapie die beste Wahl ist. Nicht selten hängt von dieser Entscheidung das Leben des schwer kranken Patienten ab. Allerdings ist die Indikation für eine Laparotomie nicht immer so eindeutig wie bei einer Blinddarmentzündung oder einer Darmperforation.

Entscheidet sich der behandelnde Arzt für eine konservative Behandlung, so bekommt der Patient Medikamente und darf in den nächsten Stunden nichts essen. Während dieser Zeit steht der Patient unter ständiger Beobachtung, da sich sein Zustand verschlimmern könnte. Grundsätzlich werden bei einem akuten Abdomen vorerst keine Schmerzmittel verabreicht, da diese den Schweregrad der Krankheit verschleiern könnten.


Vorbeugung

Ein akutes Abdomen kann nicht gezielt vorgebeugt werden. Allgemeine Maßnahmen verringern jedoch das Risiko ein akutes Abdomen zu entwickeln. Zu diesen Maßnahmen gehört vor allem ein gesunder Lebensstil. Besonders wichtig ist dabei eine gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Durch einen gesunden Lebensstil ist es möglich viele Erkrankungen vorzubeugen, welche mit einem akuten Abdomen einhergehen können.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Akutes Abdomen

Das könnte Sie auch interessieren