Dumpfes Hören

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wer plötzlich auf einem Ohr schwer hört, kann ein mit einem Pfropf aus Ohrenschmalz verstopftes Ohr haben. Etwas weniger harmlos ist dumpfes Hören infolge einer Mittelohrentzündung. Außerdem kann auch ein Hörsturz die spontane Schwerhörigkeit auf einem Ohr auslösen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dumpfes Hören?

Oft ist nur ein verstopftes Ohr für dumpfes Hören verantwortlich. Verbessert sich das Hören nach einigen Tagen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Dumpfes Hören ist keine eigenständige Hals-Nasen-Ohren-Erkrankung, sondern eines der Symptome, mit denen sich einige Ohr-Krankheiten zeigen. Die Betroffenen hören alles dumpf und wie durch Watte oder einen Ohrstöpsel. Verschwindet die Hörstörung nach einigen Tagen von allein wieder (das kommt in vielen Fällen vor), benötigt der Betroffene keine fachärztliche Hilfe. Bleibt das dumpfe Hören jedoch bestehen, sollte er baldmöglichst einen HNO-Arzt aufsuchen: Es könnte nämlich sein, dass er einen Hörsturz erlitten hat oder sein Trommelfell gerissen ist.

Als Hörsturz oder sensorische Schwerhörigkeit bezeichnet der Mediziner den durch verschiedene teilweise noch unbekannte Faktoren verursachten Hörverlust, der üblicherweise nur bei einem Ohr auftritt. Der Betroffene hat das Gefühl, er habe einen drückenden Fremdkörper im Innenohr. Töne kommen nur mit Nachhall und verzerrt an. Manche Patienten hören nur etwas schlechter als zuvor, andere wiederum sind schon fast taub oder taub.

Beim Hörsturz funktioniert die Weiterleitung des Schalls zum Mittelohr und von dort aus über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen zum Innenohr einwandfrei. Dort allerdings ist die Verarbeitung des Schalls (Schallempfinden) so gestört, dass die eingehenden Signale nicht mehr richtig interpretiert werden können. Der Hörverlust tritt in der Regel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Frauen und Männer gleichermaßen.

Ursachen

Hauptursache des Hörsturzes ist eine gestörte Durchblutung des Innenohrs. Die sensorische Schwerhörigkeit oder Schallempfindungsschwerhörigkeit tritt auf, wenn die im Innenohr befindlichen Haarzellen, die das Hören ermöglichen, nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden: Sie erhalten zu wenige Nährstoffe und Sauerstoff und sind daher nicht mehr imstande, die im Innenohr ankommenden Geräusche in elektrische Impulse umzuwandeln und über die Hörnerven ans Gehirn zu übermitteln.

Eine andere Ursache des plötzlichen Hörverlusts ist ein Defekt der Haarzellen. Außerdem kann noch eine gestörte Weiterleitung der akustischen Signale ins Gehirn dafür sorgen, dass sie dort fehlerhaft ankommen. Manche Mediziner vermuten, dass auch eine veränderte Zusammensetzung der im Innenohr befindlichen Flüssigkeit die spezielle Schallempfindungsschwerhörigkeit bewirken könnte.

Auslöser des plötzlichen Hörverlusts auf einem Ohr können ein Diabetes, starkes Übergewicht, Rauchen und ein Übermaß an Stress sein. Außerdem kann der Innenohr-Infarkt von zu hohen Blutfett und Cholesterin-Werten verursacht werden: Sie führen oft zur Bildung von Blutgerinnseln, die die Blutgefäße im Ohr verstopfen. Darüber hinaus kann dumpfes Hören Folge einer Mittelohr-Entzündung, von hohem Blutdruck, bestimmten Herz-Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, Virus-Infektionen, Tumoren und Verletzungen des Innenohrs sein.

Krankheiten

  • Hals-Nasen-Ohren-Erkrankung
  • Hörstörung

Wann zum Arzt?

Bei einem dumpfen Gefühl im Ohr ist höchste Vorsicht geboten. Es könnte ein Anzeichen für einen Hörsturz sein. In Kombination mit einer plötzlichen Hörminderung sollte schnellstmöglich ein HNO-Arzt aufgesucht werden.

Im besten Falle handelt es sich nur um ein kurzfristiges Symptom, das nach einigen Tagen wieder verschwindet und lediglich eine Art Warnsignal des Körpers darstellt. Es kann aber auch sein, dass eine Störung der Durchblutung des Innenohres vorliegt. Dann kann es sich um eine langfristige Erkrankung handeln, die einer Behandlung bedarf. In der Regel versucht der Arzt mittels einer Therapie, die Durchblutung des Innenohres anzuregen. Wichtig ist, dass die Betroffenen Ruhe bewahren, da Stress diese Krankheit fördert.

Die Ausprägung des Hörsturzes ist individuell. Während einige Patienten nur minimal schlechter hören, haben andere hingegen das Gefühl von Taubheit. Wird der Hörsturz nicht behandelt, droht ein Tinnitus. Auslöser für solch einen Hörsturz können Stress, Übergewicht, Diabetes und Zigarettenkonsum sein.

Diagnose und Verlauf

Der Hörsturz tritt spontan auf. In den folgenden Minuten bis wenigen Stunden kommt es zu mehr oder weniger starkem dumpfem Hören. Der Patient hat ein intensives Druckgefühl im Ohr, leidet an Benommenheit im Kopf und Schwindel und hört eventuell weitere Ohrgeräusche wie beispielsweise ein Pfeifen, Piepen oder Rauschen. Bleibt es dauerhaft bestehen, handelt es sich um einen Tinnitus (chronische Ohrgeräusche).

Mitunter haben die Betroffenen auch den Eindruck, dass sich ihre Ohrmuschel verändert anfühle. Stimmen und Musik klingen fremd, es kommt zum Doppelt-Hören. Lauter Schall wird als extrem unangenehm empfunden. Die Patienten wissen nicht, aus welcher Richtung das Gehörte kommt, da der Mensch zur Ortung akustischer Signale beide Ohren benötigt. Treten jedoch noch zusätzlich zum dumpfen Hören Ohrenschmerzen auf, leidet der Betroffene nicht an einem Hörsturz. Nach der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) untersucht der HNO-Arzt die Gehörgänge seines Patienten mit einem Ohrspiegel (Otoskopie).

Eine Tympanometrie gibt über eine im Gehörgang platzierte Sonde Auskunft darüber, ob eine Mittelohr-Schädigung vorliegt. Der Stimmgabel-Test zeigt, wo genau sich die Hörstörung befindet. Mithilfe eines Audiogramms (Hörtest) findet der HNO-Spezialist heraus, welche Frequenzen der Patient nicht oder nur ungenügend hört. Nachfolgende Untersuchungen sind beispielsweise ein Test des Gleichgewichtssinns, wenn der Betroffene an Schwindel leidet, eine Blutdruckmessung und eine Untersuchung des entnommenen Bluts. Bildgebende Verfahren machen Verletzungen oder Tumoren im Ohr sichtbar.

Komplikationen

Dumpfes Hören kann zu Beeinträchtigungen innerhalb des Tagesablaufs führen. Bei der Nutzung des Straßenverkehrs ist äußerste Vorsicht geboten, um nicht in Unfälle zu geraten. Die zwischenmenschliche Kommunikation ist eingeschränkt. Es kann zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Sobald die Hörfunktion minimiert ist, kommt es parallel zu Sprachproblemen. Das dumpfe Hören kann ein Hinweis auf Fremdkörper im Ohr sein. Diese können weitere Entzündungen verursachen oder zu einem dauerhaften Hörverlust beitragen. Wurde das dumpfe Hören von einem Hörsturz verursacht, so treten weitere Komplikationen auf. Es kann zu Taubheit kommen. Diese ist verbunden mit einer starken Beeinträchtigung der derzeitigen Lebensführung. Es droht unter Umständen der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Einschränkung der Mobilität.

Das Wohlbefinden ist herabgesetzt, der Betroffene kann eine Angststörung erleiden oder neigt aufgrund von Panik zu einem aufbrausenden Verhalten. In schweren Fällen drohen psychische Erkrankungen wie eine Melancholie oder Depression. Viele Menschen beginnen sich zurückzuziehen. Die soziale Isolation führt zu einer weiteren Minderung der Lebensqualität. Die Einnahme von Medikamenten kann mit Nebenwirkungen wie Fieber, Magen- und Darmproblemen oder Kopfschmerzen verbunden sein. Das dumpfe Hören führt zu einer inneren Unruhe und Unsicherheit bei dem Betroffenen. Das Vorhandensein eines Tumors kann einen operativen Eingriff notwendig werden lassen. Vorliegende Durchblutungsstörungen können zu Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Behandlung und Therapie

Die Durchblutungsstörung des Innenohrs wird meist mithilfe von Infusionen mit gefäßerweiternden und blutverdünnenden Medikamenten (Plasmaexpandern) beseitigt. Alternativ erhält der an einem Hörsturz Erkrankte die Arzneimittel in Tablettenform. Vermutet der Facharzt beim Patienten eine Entzündung im Ohr, so verabreicht er ihm noch zusätzlich Kortison. Mitunter wird das Kortison-Präparat auch direkt ins Ohr injiziert (intratympanale Therapie): Das Mittel gelangt durch das Trommelfell ins Ohr.

Ein anderes Behandlungsverfahren ist die H.E.L.P.-Apherese: Sie wird von speziellen Hörsturz-Zentren als Sofortmaßnahme angeboten. Das Blut des Betroffenen wird von Blutgerinnsel verursachenden Lipoproteinen, Fibrinogenen und LDL-Cholesterin gereinigt und zurück in den Körper geleitet. Alternativ dazu setzen manche Mediziner auch das Sauerstoff-Überdruck-Verfahren ein (hyperbare Sauerstofftherapie, HOB).

Dabei atmet der in einer Druckkammer sitzende Patient reinen Sauerstoff ein, der die Hörsturz-Beschwerden bessern kann. Außerdem sollte sich der Betroffene Ruhe und Entspannung gönnen. Sie unterstützen den Heilungsprozess noch zusätzlich. Der Behandlungserfolg der plötzlichen Schwerhörigkeit auf einem Ohr ist grundsätzlich davon abhängig, welche Ursachen dafür infrage kommen und wie der Körper des Patienten auf das angewendete Verfahren reagiert.


Aussicht und Prognose

In der Regel hängt der weitere Verlauf dieser Beschwerde sehr stark von ihrer Ursache ab, sodass ein allgemeiner Verlauf der Krankheit in den meisten Fällen nicht universell vorausgesagt werden kann. Allerdings kann das dumpfe Hören in der Regel relativ gut behandelt und eingeschränkt werden, wenn es durch Übergewicht oder durch Rauchen entstanden ist. In diesen Fällen kann der Betroffene dieser Beschwerde mit einer gesunden Lebensweise und durch eine gesunde Ernährung entgegenwirken.

Auch bei einem zu hohen Blutdruck oder bei Erkrankungen des Herzens kann eine Therapie durchgeführt werden, um die Beschwerden zu lindern. Entzündungen in den Ohren als Ursache sind relativ gut therapierbar, sodass die Beschwerden eingeschränkt werden können. Sollte es allerdings durch einen Schaden am Ohr oder durch sehr laute Geräusche zum dumpfen Hören gekommen sein, so ist die Beschwerde eventuell irreversibel und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ein Fremdkörper kann im Ohr zu dieser Beschwerde führen und muss dann entfernt werden. Ein positiver Krankheitsverlauf stellt sich allerdings nicht in jedem Fall ein, sodass der Patient möglicherweise sein gesamtes Leben lang mit dieser Beschwerde leben wird.

Vorbeugung

Um einen Hörsturz schon im Vorfeld zu verhindern, empfiehlt es sich, bestehendes Übergewicht durch eine Reduktionsdiät abzubauen. Mit einer gesunden Ernährung und viel Sport lässt sich das Risiko, einen spontanen Hörverlust zu erleiden, ebenfalls verringern. Zu den von Medizinern empfohlenen sanften Sportarten gehören Joggen, Walking, Wandern, Radfahren und Schwimmen. Auch der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten kann dabei hilfreich sein. Schutz vor Lärm und lauter Musik bieten Ohrstöpsel aus der Apotheke. Außerdem empfiehlt es sich, Dauerstress zu vermeiden, auch wenn die meisten Mediziner starken Stress nicht mehr als Hauptauslöser ansehen. Beim Stress-Abbau helfen Entspannungsübungen, Yoga und Meditation. Außerdem sind Spaziergänge gut geeignet, sich nach dem anstrengenden Arbeitsalltag zu entspannen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024

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